Full House für «Showtime»

aus dem Willisauer Boten vom 24.11.23, von Ushma Agnes Baumeler

Die Stadtmu­sik Willisau glänzte am letzten Wochenende mit ei­nem grossartigen Event.

Ein vielfältiges musikalisch­-visuelles Erlebnis bot sich dem Publikum am letzten Wochenende in der Festhalle Willisau. Die Stadtmusik Willisau un­ter der souveränen Leitung von An­drin Höltschi liess «Showtime» über die Bühne gehen: Stücke und Lieder aus zehn Musicals, aus einem ganzen Jahrhundert, wurden gesungen und gespielt. Die Sängerin Raya Sorentino, stilsicher in allen Gesten, füllte den Raum mit ihrer ausdrucksvollen Stim­me. Fünf junge Tänzerinnen unter der Leitung von Aline Güntensperger be­lebten das Bühnenbild mit poetischen und sinnlichen Einlagen. Eine grossar­tige Lichtshow, bunte Kostüme, spezi­elle Effekte und Requisiten forderten Auge und Ohr zum Wettstreit. Hier einiges aus der Fülle der Ein­drücke:

Samstagabend, 20 Uhr. Die Festhal­le hat sich ganz gefüllt. Tänzerinnen in hellblauen Stewardess-­Kostümen verteilen Servietten. Das Publikum wird von einem Musicalschauplatz zum nächsten im Flugzeug geführt mit der Stimme eines Piloten. Also einsteigen, anschnallen und los! Der Captain dank­te zuerst den vielen Sponsoren, «ohne die wir nicht abheben können». Diese Produktion war offensichtlich sehr auf­wändig.

Zu Beginn, in der Ouverture zu Candide (1965) von Leonard Bernstein, arrangiert von Clare Grundmann, zeigt das Orchester, was es kann. Es startet, ein fröhliches musikalisches Getümmel mit schnellen Läufen und prägnanten, insistierenden Rhythmen im Wechsel mit einem sehr schönen lyrischen Sei­tenthema im warmen Sound der tiefen Bläser. Das Stück gehört ins Repertoire der Sinfonieorchester und bietet meh­rere schwierige Stellen, auch solistisch (zum Beispiel Flöte), die souverän ge­meistert werden.

Raya Sarontino begrüsst uns im Ste­wardess­-Kostüm mit verschiedenen Melodien aus «Cabaret» in rascher Fol­ge zum Beispiel «Welcome» und «Mo­ney, Money». Die Stewardessen eilen mit Koffern umher.

Das 50­-köpfige Orchester ist am Bo­den vor der Bühne platziert. Diese hat zwei Ebenen, mittig verbunden durch eine Showtreppe. Das Orchester be­wältigt seine Aufgabe in jazzigen und lyrischen Stücken, sinfonisch und als Begleitorchester mit Bravour. Auch Schlagzeug und Perkussion überzeu­gen. Der sehr erfahrene Dirigent Andrin Höltschi führt seine Truppe mit klaren Gesten durch die vielfältige Musik.

Man fliegt nach Wien. Es ertönt Musik des Musicals «Elisabeth» (1992). Flimmernde Musik wird immer schnel­ler, immer höher, dann ertönt ein sehr schönes Englischhorn­-Solo. Blumen­ säulen schmücken die Szene, Bilder der Kaiserin Sissi werden die Treppe hinuntergetragen. Ein Marsch und ein Walzer erklingen, während die Tän­zerinnen mit Körben unterwegs sind. Brot und Wein, auch Blumen haben sie gekauft auf dem Markt. Raya Sarontino als Kaiserin im roten Gewand singt das Lied «Ich gehör nur mir». Dieses Lied um Freiheit, sie die nur im Tod wird finden können, steigert sich zu immer grösserer Lautstärke und Intensität. Im Verlauf des Abends tritt Raya Sorenti­no in mehreren Kostümen auf. Das ein­drücklichste Bild bietet sich, wenn sie als Evita in einer eigens dafür erstell­ten Konstruktion gen Himmel fährt und im exakten Strahlenkranz der Lichttechnik dieses fantastische Lied singt: «Don’t Cry for Me, Argentina». Auch musikalisch ein wunderschöner Moment, ohne Dezibelspitzen.

Ein weiterer Höhepunkt ist der swingende Song «All That Jazz» von John Kander aus «Chicago». Evi Gü­del­-Tanner hatte nebst diesem noch mehrere Highlights des Abends für die Stadtmusik arrangiert – fast wie zu al­ten Zeiten...


Die fünf sehr jungen Tänzerinnen von «Showtime» sind schon länger un­ter der Obhut der Choreografin Aline Güntensperger und haben erst vor einigen Monaten eine spezielle Grup­pe mit Namen «Tanz­-Egge Willisau» gebildet. Bald kam diese grossartige Gelegenheit. Es wurde hart gearbeitet für diesen Auftritt, der auch gut ge­lang. Bitte weitermachen! Sie traten auf als Stewardessen im hellblauen Dress, leichtbekleidet mit Zylindern im Rotlichtmilieu bei «Chicago», als

plaudernde Gäste in einem Wiener Café bei «Elisabeth» schwarz gekleidet mit Einkaufskörben, in verschiedenfarbi­gen Kleidern zu einer wunderschönen Swing­-Nummer mit Sax­-Solo über tie­ en Bläsern, tanzend mit farbigen Tüchern, Regenschirmen und glitzernden Fächern, die auch das Schlussbouquet bildeten, wie auch der Knall der Silber­fäden speienden Tischbombe.

Für Licht und Ton sorgten Mitar­beiter von Winkler Livcom, die sich für die Produktion gewaltig ins Zeug legten, auch mit vielen unberechneten Stunden. Die Lichtshow und spezielle Effekte wären allein ein Kapitel wert. Die Bühne in Farben getaucht, wan­dernde Lichter und Strahlen. Spezia­leffekte wie Evitas Himmelfahrt, ein Auto auf der Bühne bei Lalaland, (die Tanz­-Szene des Films auf der Auto­ bahn in Los Angeles wurde nach­cho­reografiert!), leiser Regen (akustisch) in London.

Ungefähr zwei Stunden dauerte die Verzauberung. Zwei fulminante Zu­gaben: «I Got Rhythm» von Georges Gershwin und «There’s No Business Like Show Business» beschlossen den Abend. Man ging über zu Gaumenfreuden und Geselligkeit.Ein sehr schöner Abend.